WesenSpuren - B. Friedrich (Bronze), M. Zöls (Fotografie)

Vernissage: Freitag, 05.04.2024

19:00 Uhr

Schloss Obernzell 

Eintritt frei!

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WesenSpuren – Brigitte Friedrich und Martina Zöls

 

findet vom 06.04.2024 bis 09.06.2024 in den Sonderausstellungsräumen Schloss Obernzell statt.

Die Ausstellungseröffnung ist am Freitag, den 05.04.2024 um 19.00 Uhr.

Auf den ersten Blick könnte der Gegensatz kaum größer sein, der sich zu dieser Kunstausstellung in Obernzell aufdrängt: zwei Kunsterzieherinnen vom benachbarten Gymnasium Untergriesbach präsentieren eine Auswahl ihres Schaffens in zwei völlig unterschiedlichen Medien und in unterschiedlichen Wegen in ihrem eigenen künstlerischen Ausdruck, den „WesenSpuren“:

Da ist zum Einen Brigitte Friedrich, die erfahrenere der beiden, beheimatet im vertrauten Stil figürlicher Darstellung in Form von Kleinstatuen: Tiere meist, oder Mischwesen, aus antiken Mythen entliehen, in der Tradition des handwerklich geprägten Bronzegusses (umgesetzt von Gießermeister Bernhard Fink aus Asbach), aber ungewohnt filigran, zierlich, detailverliebt und dennoch bisweilen reduziert bis kurz vor der Abstraktion, was zu einem Locken des Betrachters führt, genau hinzusehen, und dennoch in der steten Befürchtung, sich nicht sattsehen zu können, und daher lieber noch ein wenig zu verweilen mit den Blicken, innezuhalten im beinahe abtastenden, optisch streichelnden Darübergleiten, ästhetisch genießend, aber ohne Aufdringlichkeit, fast demütig bewundernd und gefangen im Banne der oft nur faustgroßen Motive. Der Anblick geht tiefer, bis in die Seele, ergründend, wohltuend, zeitlos, augenschmeichelnd, erbauend gar.

Entsprungen sind diese Werke von Brigitte Friedrich (Jahrgang 1965) einem künstlerischen Werdegang, der nach dem Abitur zunächst in einer Lehre zur Glasschleiferin wurzelte, bevor anschließend die akademische Ausbildung über das Studium an der Münchner Kunstakademie zu Ludwig Gosewitz führte. Erst vor fünf Jahren entwickelte sich ein Faible für den Bronzeguss, der wohl der haptischen Frühphase im Glashandwerk zu verdanken ist, und der in einem kürzlichen Studienaufenthalt in Umbrien zur konkreten Gestaltung reifte.

Zum anderen stellt gleichzeitig Martina Zöls ihre Fotografien aus, nüchterne, dingliche Ausschnitte einer morbiden Wirklichkeit, einer verlassenen, leblosen Umgebung menschlicher Vergangenheit, meist fotografiert in verlassenen Häusern oder nah an der Wirklichkeit inszeniert.

Die Künstlerin- Jahrgang 1978 - ist ebenso wie ihre Kollegin handwerklich perfekt vorbereitet, erlernte das Fotografieren von der Pieke auf in einer Fotografielehre. Auch sie zog es anschließend  zur Kunstausbildung an die Akademie der bildenden Künste in München, und spätestens mit ihrer Zulassungsarbeit „Über das Unheimliche bei Claerbout, Crewdson und Wall“ waren die Weichen für die Exponate in der bevorstehenden Ausstellung gestellt.

Hier begegnen auf zahlreichen Fotografien dem Zuseher scheinbar altbekannte traditionelle „Wesen“, harmlos auf dem ersten Blick, in Form vom röhrenden Hirschen an der Wand, der Schatten eines Vogelkäfigs, ein Blick auf altmodische, scheinbar aus der Zeit gefallene Tapetenwände, dem Abriss und Verfall preisgegebene alte Fußböden, scheinbar wahllos festgehalten,und dennoch den betrachtenden Besucher faszinierend, der ahnt, dass hier noch mehr zu finden ist, wenn er mit seinen Blicken sucht. Und er findet: präzise Spuren belebter Vergangenheit, aber auch Vergänglichkeit, mal eine tierische Tatzenspur, mal ein Wasserfleck, der in der Phantasie zu menschlichen Umrissen mutiert, wie aus einem Kriminalfilm, unheimlich, furchteinflößend, mitunter gespenstisch wirkend. Bei manchen Betrachtern kommen daher vielleicht sogar Fluchtreflexe auf, doch es bleibt diese fesselnde Neugier, nicht wegzusehen, sondern im Gegenteil genauer zu durchleuchten, optisch zu sezieren, zu entdecken, weil die menschliche Einbildungskraft mehr erkennt als das Dargestellte, das fotografisch Festgehaltene.

Umso verblüffender, wie viele Gemeinsamkeiten in dieser Ausstellung aufeinander treffen, wie die zwei Seiten ein und derselben Medaille, wenn beide Kunstwelten das genaue, entdeckende Hinsehen fordern, analytisch geschulte Sichtweisen bestätigend, wiederbelebt in kontemplativer Betrachtung, um zu ergründen die Spuren von Wesen, die um uns sind. „WesenSpuren“ muss man sehen…